Im Buch Exit Gaslighting wird psychische Manipulation in ihre Einzelteile zerlegt. Leser können klar erkennen, was ein Sender von Gaslighting tut. Viel wichtiger ist: Sie verstehen endlich, worin ihr Anteil liegt. Was sie tun (oder unterlassen), so dass Manipulationsversuche des Senders tatsächlich greifen können.
Der Einsatz der Schmerzgrenze ist ein zentrales Element des Gaslighting-Prozesses. Die Schmerzgrenze bestraft. Und zwar den Empfänger für seine Wahrnehmung! Wie hierauf reagiert wird, entscheidet über den weiteren Verlauf.
Die Schmerzgrenze - Bestrafung bei Selbstwahrnehmung
Stellen wir uns eine harmonische Konstellation vor, in der Vertrauen, Harmonie und Wertschätzung zu herrschen scheinen. In einer Gaslighting-Konstellation markiert dies den 1. Makroprozess. Es besteht Einigkeit und die Realitäten der Beteiligten liegen nah beieinander. Dies funktioniert so lange, bis einem Empfänger auffällt, dass in der Konstellation „etwas nicht stimmt“. Wird dies angesprochen, können Sender dezent oder direktiv abwerten, beschwichtigen, relativieren („Das bildest du dir ein!“ oder „Ach, bewerte das nicht über…“). Besteht ein Empfänger auf seiner Wahrnehmung, kommt die Schmerzgrenze zum Einsatz. Sie repräsentiert eine Bestrafungsbarriere des
Senders („Bis hierhin und nicht weiter!“). Je stärker der Empfänger bei Unstimmigkeiten auf seine Wahrnehmung besteht, nachbohrt, klären möchte, desto mehr strafende Signale werden vom Sender initiiert. Durch die Schmerzgrenze kann ein Empfänger die Kontrolle darüber erhalten, was ein Empfänger wahrnehmen „darf“ und was nicht.
Die Schmerzgrenze als rote Barriere in diesem Bild sagt aus: „Bis hierhin darfst du wahrnehmen, ab hier aber tut es weh!“. Möchte ein Empfänger im Gaslighting-Prozess „bei sich bleiben“, dann wird es schmerzhaft.
Bestrafungen, die treffen und verletzen...
Beim erstmaligen Einsatz der Schmerzgrenze krachen die schmerzhaften Signale wie ein Abrissbirne durch die Wände des bisher sicher geglaubten Vertrauensgebäudes. Sie können Empfänger empfindlich treffen und tief verletzen. Konkret können das Sätze sein, wie:
„Wie hältst du es nur mit dir selbst aus?“
„Kein Wunder, dass deine Beziehungen nie halten!“
„Wie konntest du bisher nur alleine klar kommen?“
Die Inhalte der Aussagen sind beliebig austauschbar. Gemeinsam ist den Signalen der Schmerzgrenze, dass sie an den empfindlichsten Stellen eines Empfänger andocken.
Sensible Inhalte, die in intimen Momenten anvertraut wurden, werden dann zur Attacke genutzt und gegen den Empfänger gerichtet.
Die Signale der Schmerzgrenze sind meistens direkt oder indirekt abwertend, immer verletzend und oft entwürdigend.
Auch Verhaltensweisen wie Ghosting (Ignoranz), emotionale oder räumliche Distanzierung, gestische und mimische Signale oder ein emotionaler, aggressiver Ausbruch können Signale der Schmerzgrenze sein. Der kleinste gemeinsame Nenner dieser Signale: Der Empfänger erlebt eine Bestrafung.
Was diese Bestrafung bewirkt...
Die Auswirkungen der Schmerzgrenze, der Bestrafung werden im Buch Exit Gaslighting ausführlich im Kapitel zum 2. Makroprozess betrachtet. Auch Ausstiegsmöglichkeiten werden aufgezeigt.
Von einer bisher harmonischen Verbundenheit ausgehend, zieht es Empfängern durch den erstmaligen Einsatz der Schmerzgrenze den Boden
unter den Füßen weg: Es ist ein Schock!
Empfänger erleben, wie sich binnen von Sekunden ein Bereich von Vertrauen, Nähe, Loyalität und Achtsamkeit in ein kriegerisches Schlachtfeld umkehrt.
Dieser Schock geht mit einer Bedrohung einher und katapultiert Empfänger in eine typische Stressreaktion.
Typische Reaktionen auf Bestrafung (bei psychischer Manipulation)
Der erste Kontakt mit der Schmerzgrenze ist ein Schlüsselmoment.
Hier entscheidet die Reaktion des Empfängers maßgeblich darüber, ob psychische Manipulation durch Gaslighting sich entfalten kann und die Schmerzgrenze dauerhaft als Machtinstrument des Senders etabliert wird oder nicht.
Im Buch werden die Stresstypen nach Cannon, Bracha und Walker ausführlich erläutert. Zusammengefasst bleiben folgende Möglichkeiten:
Freezing (1.) = Erschrecken, Alarambereitschaft, Wachsamkeit und in Verteidigungshaltung. Der Fokus ist auf den Schock-Moment und den Versuch einer Orientierung
eingeengt: „Was passiert jetzt?“.
Fight or Flight (2.) = Analyse, welche Option am ehesten die wahrgenommene Bedrohung ausschalten kann: „Ist kämpfen oder fliehen eine Option? Oder kostet mich das (tatsächlich oder emotional) den Kopf?“
Werden Kampf oder Flucht als zu riskant, die Verluste als zu groß eingeschätzt, können Empfänger in Fright fallen.
Fright (3.) = Eine sehr häufige Empfänger-Reaktion auf eine Attacke/Bestrafung des Senders von Gaslighting. Sie erstarren, „stellen sich tot“, weil sie nicht wissen, was sie tun sollen.
Kampf und Flucht (2.) könnten eine finale Trennung vom Sender bedeuten. Empfänger fürchten den totalen Verlust der Beziehung. Diese Vorstellung aktiviert eine zusätzliche Bedrohung (Angst): Abgelehnt oder verlassen zu werden, den „schönen Teil“ der Beziehung zu verlieren.
Diese Befürchtungen werden durch das Auftreten des Senders verschärft. In seiner Wut ist klar: Es ist es ihm ernst! Er wirkt glaubwürdig, unnachgiebig und bedrohlich!
Eine weitere (traumaspezifische) Reaktion auf Stress ist Fawning. Hier wird der Aggressor umgarnt, beschwichtigt und die Bedrohung so eliminiert.
Emotionale Erpressung durch Bestrafung
Zusammengefasst stellt der erste Einsatz der Schmerzgrenze eine emotionale Erpressung dar. Ein Sender von Gaslighting kommuniziert indirekt:
„Wenn du meiner Darstellung widersprichst, dich wehrst oder gehst, dann attackiere ich Dich oder es ist aus!“
Eine bewusste Reaktion und Entscheidung des Empfängers ist hier zentral! Denn es geht um nicht weniger als die Frage:
„Setze ich mich für meine Bedürfnisse und Würde ein und nehme in Kauf, abgelehnt oder verlassen zu werden? Oder akzeptiere ich Bestrafung und einen würdelosen Umgang, um so weniger Angst vor dem Verlassenwerden zu haben?“
Bestrafung konfrontieren, sich den Ängsten stellen
Es ist vollkommen nachvollziehbar, dass ein Empfänger von Gaslighting im Moment der Bestrafung überfordert ist! Er befindet sich im Ausnahmezustand!
Im Schockmoment werden Ängste aktiviert und Stress erlebt. Alles ist auf diesen Moment fokussiert, der Überblick geht verloren und nimmt das klare Denken gleich mit.
Viele Empfänger von Gaslighting stimmen dadurch emotionaler Erpressung zu. Doch sie tun dies vollkommen unbewusst!
Es ist möglich, sich darüber bewusst zu werden. Sich zu erkennen und – zu verstehen. Es ist möglich, diese Bestrafung der Schmerzgrenze zu konfrontieren! Es ist möglich, sich diesen Ängsten zu stellen. Es ist möglich, aus Gaslighting auszusteigen!
Eben dafür wurde Exit Gaslighting geschrieben. Erkenne und erinnere Dich – weil Dein Leben Dir gehört!
7 Antworten
Liebe Kristina
Deine Aufklärung und die Auseinandersetzung mit dem Thema, das tiefe Erfassen und Vermitteln deinerseits um sich aus diesem Sog zu befreien, haben und helfen mir sehr. Deine hilfreichen, mutmachenden empathischen Hilfestellungen und Hinweise sind für mich so wertvoll, um sich die eigen Verhaltensweisen bewusst zu machen und um aussteigen zu können.
Herzlichen Dank.
Dir auch noch einen schönen 1.Advent.
Maria
Liebe Maria,
ich freue mich sehr über Deinen Kommentar und dass die Arbeit Dir eine Hilfe sein kann. Wenn es stützt, begleitet, entlastet – dann ist es „zum Wohle Aller“. DANKE für Deine herzliche und liebe Rückmeldung <3. Und natürlich die Wünsche zum 1. Advent. 😉 Alles Liebe zu Dir! <3 Kristina
Liebe Kristina,
Dein Beitrag hat mal wieder minutengenau auf meine Empfindungen gepasst. Gerade bin ich mit einen episch langen Entschuldigungsbrief meines Noch-Ehemannes konfrontiert, habe ihn aber noch nicht gelesen. Es ist so toll, vorher wieder Klarheit zu erlangen. Danke für Deine tolle Arbeit und Dein unfehlbares Gespür für die Zeitqualität!😘Susanne
Liebe Susanne, ich bin selbst immer wieder verblüfft, für wie viele Menschen die Infos zur gegebenen Zeit „passen“. Da freue ich mich natürlich sehr. Und komme selbst immer mehr ins Vertrauen, dass das so alles seine Richtigkeit hat. 😉 Vielen Dank für Deinen Kommentar und die Wert-Schätzung. Ich hoffe, dass Deine Klarheit und Dein „bei Dir sein“ den Brief überdauern darf. 😉 <3 Alles Liebe und – viel Kraft und Klarheit <3… Kristina
Liebe Kristina,
Deine Beiträge begleiten mich nun seit 2 Jahren in meinem Prozess, nach der toxischen Beziehung zu meinem Ehemann zu heilen. Dies hat mir anfangs stark geholfen „No Contact“ durchzustehen. Nun habe ich Dein Buch gekauft und gelesen, welches mir ein wichtiger Begleiter geworden ist um nie wieder in so einer Beziehung zu landen. Du hast mir geholfen meine übergroßen Schuldgefühle stark zu reduzieren. Wenn ich deine Videos vor allem in Lockdown-Zeiten, gesehen habe, fühlte ich mich gleich nicht mehr so alleine. Von Dir fühlte ich mich verstanden und endlich ist da jemand, der mir erklärt was mit mir geschehen ist und ich bin nicht verrückt, sondern zutiefst verletzt.
Herzlichen Dank für Deine Arbeit, neben meiner Traumatherapeutin hast Du mir maßgeblich geholfen mich endlich zu finden. Viel Glück und Erfolg, ich habe Dich in mein Herz geschlossen 😘
Aaaw…<3, liebe Gabriele – das berührt mich so sehr. <3 Es ist ein großes Privileg und ich danke Dir sehr für Dein Vertrauen, Deine Offenheit und den Mut, Dich mit Deiner Verwundbarkeit zu fühlen und auch zu zeigen. Und all das ist schützens-wert. Ich bin Dir sehr dankbar für Deine Worte. Von Herz zu Herz – alles Liebe für Dich, Dein Sein, Deinen Weg und all das, was in Dir ist und in Deiner Annahme Heilung finden darf. Stück für Stück. Ganz herzliche Grüße! <3 Kristina
🥰