Weshalb Gefühle täuschen können – gerade bei Gaslighting, erfährst Du hier.
Neulich fragte mich eine Frau: „Wenn alle Umstände dagegen sprechen, wieso lässt man zu, dass man [durch Gaslighting] wiederholt malträtiert wird? Wieso folgt das Gefühl nicht dem Verstand?“
Eine interessante Frage, der wir in diesem Beitrag kurz nachgehen wollen.
Wie Gefühle uns bei Gaslighting täuschen können...
In der hiesigen Coaching-Szene heißt es immer: „Höre auf Deine Gefühle! Folge Deinem Gefühl!“
Doch wir wissen oft gar nicht, woher diese Gefühle kommen. Manchmal sind Gefühle ein Ergebnis von Gedanken, Überzeugungen und Tabus. Sie entstehen dann – von uns unbemerkt – aus erworbenen Mustern heraus. Wenn wir diesen Gefühlen folgen, kann uns das in die Irre führen.
Ein Beispiel: Ein Sender von Gaslighting verhält sich Dir gegenüber verletzend, weil er mit seiner Version der Geschichte nicht bei Dir durchkommt. Du wirst angegriffen und latent abgewertet. Was ist Deine erste, intuitive Reaktion auf diese Attacke? Wut oder Angst? Oder etwas ganz anderes?
Gehen wir davon aus, Du bist wütend. In Dir schießt der Impuls nach oben, die Situation unmittelbar zu verlassen. Fast gleichzeitig schießen Gedanken ein: „Was, wenn dann die Beziehung zuende geht? Was, wenn ich dann abgelehnt werde? Was, wenn ich unangemessen reagiere?“
Hierauf reagiert Dein emotionales System und – Du Dein Gefühl wandelt sich in Angst. Du bleibst still und „hörst auf Dein Gefühl“.
Doch dieses Gefühl ist vielleicht gar nicht Deine erste, intuitive Reaktion. Die wird nämlich durch das verzerrt, was Du an Gedanken, Tabus und Überzeugungen abgespeichert hast.
Wie bei einem Schichtsalat können sich Gedanken und Gefühle sehr schnell übereinander legen. Wir reagieren dann auf ein Gefühl, dass sich aus unseren Mustern ergibt. So bleiben wir in derartigen Situationen haften.
Wir lassen uns wiederholt „malträtieren“, weil wir auf unsere Gefühle hören. Auf jene Gefühle, die sich durch aktivierte, sorgenvolle Gedanken, Verbote und Beschränkungen ergeben.
Der Verstand als bewusster Helfer
Deswegen ist es so wichtig, auch Deinen Verstand als Helfer zu nutzen. Er kann uns oft im Weg stehen, aber er ist nicht umsonst ein Teil von Dir! Nur Dein Verstand kann z.B. die Systematik erkennen, mit der sich ein Sender von Gaslighting verhält.
Dein Verstand kann auch erkennen, wie sich in Dir ein Gefühlsmuster wiederholt, wie Gedanken und Verbote auftauchen. Dein Verstand ist es, der entscheidet, wieder Kontakt zu Deiner intuitiven, ersten Reaktion herzustellen. Die Verlagerung Deiner Aufmerksamkeit und das Training Deiner Intuition wird von Deinem Verstand koordiniert.
Je bewusster das von statten geht, umso mehr wirst Du Dich dem intuitiven Gefühl annähern, das ursprünglich in Dir entsteht.
Im Buch Exit Gaslighting findest dazu Beispiele und konkrete Übungen.
Bei Gaslighting auf Gefühle hören?
Es gibt weitere Stolpersteine, wenn Du im Rahmen von Gaslighting auf Deine Gefühle hörst. So kann es zu einer sogenannten partiellen Blindheit kommen.
1. Partielle Blindheit
Hierbei bezieht sich ein Empfänger von Gaslighting immer nur auf den Ausschnitt des Senders, den er gerade jetzt vor sich hat oder vermisst. Sender von Gaslighting verhalten sich häufig „gespalten“. Die Anteile kooperieren nicht. Vergangenes wird abgespalten, verleugnet oder verdrängt. Je länger ein Empfänger in einer solchen Beziehung steckt, umso mehr spaltet er mit. Sein Gefühl ist also immer nur ein Ausschnitt, das für den Moment gilt.
2. Pendeln
Aufgrund der partiellen Blindheit pendelt der Empfänger dann zwischen Gefühlszuständen hin und her. Mit der Folge einer ausbleibenden Veränderung der Situation.
3. Emotionale Abhängigkeit
Empfänger von Gaslighting werden durch die Makroprozesse der Gaslighting-Dynamik emotional abhängig von den Reaktionen des Senders. Das betrifft auch ihre Gefühle.
4. Emotionale Erpressung
Emotionale Erpressung verändert die Gefühle auf Seiten des Empfängers. Meistens trüben Angst oder Wut eine klare Entscheidung ein.
5. Schichtsalat (s.o.)
6. Tabuisierende Gedanken/Muster – Gefühl als Ergebnis (s.o)
Hörst Du auf Deine Gefühle?
Es ist wichtig, auf Deine Gefühle zu hören. Doch achte darauf, dass Du auf Deine wahren Gefühle hörst. Um zu erkennen, was wirklich vor sich geht, benötigst Du in toxischen Beziehungen Deinen Verstand als Helfer.
Um den Ausstieg aus psychischer Manipulation nachhaltig zu vollziehen, gilt es zu verstehen, zu erkennen und dann auszusteigen!
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