Die Manipulation der Zeitlinie fällt wie die Selbstdarstellung als „Opfer“ auch in die Rubrik „Special Traps“.
Im Buch Exit Gaslighting sind dies Sonderformen der psychischen Manipulation. Sie werden als Special Trap behandelt. „Fallen“, in die ein Empfänger von Gaslighting unbewusst tappen kann. Genau deswegen informiert Dich dieser Blogbeitrag darüber.
Was ist eine Manipulation der Zeitlinie?
Was kompliziert klingt, ist eigentlich ganz einfach. Ein Sender von Gaslighting erzählt bei dieser speziellen Form der Manipulation eine andere, alternative Version der Vergangenheit.
Die Manipulation der Zeitlinie kann verschiedene Formen annehmen:
- Bestimmte Ereignisse (Attacken, Aussagen des Senders oder Absprachen) werden komplett „ausgeschnitten“ („Das habe ich nie gesagt!“).
- Ereignisse werden zwar anerkannt, aber in eine andere, kausale Reihenfolge gebracht: „Ich bin nur ausgerastet, weil du zuvor…“ oder „Das war erst, nachdem du…“.
- Zusammenhänge werden gelöst (wo sie vorhanden waren) oder konstruiert (wo sie nicht vorhanden waren). Provokantes Beispiel: Nach wochenlanger Ignoranz eines Senders möchte der Empfänger (verständlicherweise) nicht mit dem Sender intim werden. Der Sender wirft dem Empfänger „absichtlich verletzendes Verhalten“ vor (neuer Zusammenhang) und durchtrennt den (tatsächlichen) Zusammenhang zu seinem ignoranten Verhalten.
Zurückliegende Ereignisse werden so verformt, dass sich die „neue Vergangenheit“ für den Sender als hilfreich erweist. Diese Manipulation geschieht häufig, wenn ein Empfänger Klärung anstrebt oder ein zurückliegendes Verhalten des Senders thematisieren möchte.
Die Manipulation der Zeitlinie und das Schaffen von Fakten
Die Manipulation der Zeitlinie ist eng mit dem Schaffen von Fakten verwandt. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Manipulation der Zeitlinie die Vergangenheit betrifft.
Sender basteln sich ein Redesign vergangener Ereignisse und entziehen sich damit einer Klärung. Typisch für Gaslighting: Dem Empfänger wird durch diese Darstellung vermittelt, dass seine Wahrnehmung nicht intakt ist.
Beispielfall aus dem Buch Exit Gaslighting
Im Buch Exit Gaslighting finden wir die Modifikation der Zeitlinie bei einem konkreten Beispielfall:
Der Partner von Miriam (Horst) verschwindet hier ohne Vorankündigung für mehrere Tage. Miriam erreicht ihn nicht, ist in tiefster Sorge und befürchtet, ihm sei etwas passiert. Bei seiner Rückkehr macht sich Horst über (die dann wütende) Miriam lustig und behauptet, dass er sie über seinen mehrtägigen Ausflug informiert habe. Sie sei wohl wieder in Tagträumen und „nicht ganz da“ gewesen. Als sie insistiert, wird er irgendwann wütend und äußert, dass er nicht für ihr „schwaches Gedächtnis“ verantwortlich sei. Das nimmt Miriam den Wind aus den Segeln und stürzt sie in Selbstzweifel hinsichtlich ihres Erinnerungsvermögens. Sie erlebt Schuldgefühle.
Die Manipulation der Zeitlinie kommt tatsächlich oft vor. Dabei werden reale Zusammenhänge, Ursachen und Abläufe durchtrennt und in Form eines „Redesigns der Vergangenheit“ neu verknüpft.
Stolperfalle für Empfänger beim Exit aus Gaslighting
Gerade wenn Empfänger versuchen, eine Gaslighting-Konstellation zu verlassen, kann die Manipulation der Zeitlinie zum Hinderniss werden.
Vor einer Trennung kauen Empfänger die Ereignisse und Abläufe einer solchen Beziehung detailliert durch. Sie sortieren, wägen ab, bis sie Klarheit haben (was in einer Gaslighting-Konstellation schwer genug ist!).
Ist die Entscheidung innerlich getroffen, kann eine Manipulation der Vergangenheit durch den Sender diese Klarheit sofort eintrüben. Das sauber sortierte Chaos wird durch die verzerrte Darstellung komplett durcheinander gewirbelt.
Es ist gut möglich, dass Empfänger in die alternative Realität des Senders zurückfallen. Wo zuvor Klarheit war, werden dann die eigenen Schlussfolgerungen und Entscheidungen in Frage gestellt.
Im Monolog der inneren Beweisführung wird dann auf der Inhaltsebene versucht, jene Widersprüche aufzulösen, die durch die verzerrende Manipulation eines Senders erst entstanden sind.
Was kann ich bei Manipulation der Zeitlinie durch einen Sender von Gaslighting tun?
Die Antwort ist relativ einfach: Bleibe bei Deiner Version der Vergangenheit und bei Deiner Entscheidung!
Im Wissen darum, dass es diese Special Trap gibt, fällt es Dir vielleicht leichter, Dich nicht von einer solchen Manipulation irritieren zu lassen.
Wichtig: Es ist etwas völlig anderes, wenn ein anderer Mensch Dir sagt, dass er nicht mitbekommen hat, was sein Verhalten bei Dir angerichtet hat. Oder einräumt, etwas „verdrängt“ zu haben. Solange Deine Version der Vergangenheit stehen bleiben darf, kannst Du Dich mit anderen Menschen auf derartige Gespräche einlassen. Sobald Du das Gefühl hast, dass Deine Version hier „überschrieben“ werden soll, darfst Du fragen:
„Kann es sein, dass hier eine bestimmte Version der Vergangenheit durchgeboxt werden soll?“
„Sehe ich die Abläufe und Ereignisse der Vergangenheit genau so?“
„Was gewinnt ein Sender durch seine Darstellung?“
Entscheide Dich im Zweifelsfall immer dafür, bei Deiner Wahrnehmung zu bleiben. Das betrifft auch die Vergangenheit!
Auch hier kannst Du wieder Klarheit wirken lassen, indem Du sagst:
„Du darfst Dir Deine Vergangenheit zurechtbiegen, wie Du möchtest. Doch Du hast kein Recht, mir meine Wahrheit über die Vergangenheit zu diktieren! Entweder meine Sicht der Dinge bleibt stehen oder wir haben keine Gesprächsbasis!“
Von Diskussionen darüber, wer nun Recht hat oder nicht, rate ich – wie immer – ab. Zuerst muss eine Gleichberechtigung der Wahrnehmungen bestehen.
Dieser Beitrag wurde in Anlehnung an das Buch Exit Gaslighting (S. 271 ff.) kreiert. Das Buch kannst Du direkt unten auf der Seite bestellen oder hier eine kostenfreie Leseprobe über die Anmeldung zum Newsletter holen.